FAQ - Häufige Fragen

FAQ - Häufige Fragen

Was ist Feinmobilität?

Feinmobilität bezeichnet Mobilität zu Fuß und mit Bewegungsmitteln (also Fahrzeugen und Mobilitätshilfen) im Spektrum „zwischen Schuh und Auto“. Fachlich wird Feinmobilität mithilfe einer neuen Fahrzeugklassifizierung definiert, die alle bodengebundenen Bewegungsmittel nach ihrer Größe in sieben Klassen von XXS über M bis hin zu XXL einstuft. Feinmobile sind Bewegungsmittel der S-Klassen (XXS, XS, S) und grenzen sich damit von denen mittlerer Größe (Klasse M) und Grobmobilen (Klassen L, XL, XXL) ab. Die Benennbarkeit der Feinmobile als Fahrzeugsegment trägt dem wachsenden Ökosystem von feinen, kleinen, leichten und wendigen Bewegungsmitteln Rechnung.

 

Vor welchem Hintergrund sprechen wir von Feinmobilität?

Als grundlegende Säulen der Verkehrswende sehen wir die Vermeidung unnötiger Fahrten und den Umstieg vom Individualfahrzeug auf den öffentlichen Verkehr. Als weiterer Baustein der Verkehrswende wird es angesehen, Fahrzeuge zu teilen, anstatt allein zu besitzen und zu nutzen, um die Anzahl an Pkw auf den Straßen zu reduzieren. Erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit zieht die Antriebswende durch Verbreitung klimaschonender Antriebe auf sich. Auch die Digitalisierung bis hin zu autonomen Fahrzeugen spielt in der Diskussion eine Rolle.

Mindestens genauso bedeutsam für Umwelt- und Klimaschutz sowie Stadt- und Lebensqualität ist jedoch die Frage, wie groß die „Gefäße“ sind, die geteilt, elektrifiziert und digitalisiert werden. Die Reduzierung der Größe der Individualverkehrsmittel ist ein wichtiger Baustein der Verkehrswende.

Dem stehen drei parallele, negative Entwicklungen entgegen. Erstens sind über die vergangenen Jahrzehnte die Personenkraftwagen (Pkw) von Modellreihe zu Modellreihe größer und schwerer geworden. Zweitens steigen immer mehr Pkw-Nutzende von ihren bisherigen Modellen auf größere Modelle (Van, Crossover, SUV, Geländewagen) um. Der Anteil der SUV an Neuzulassungen steigt in Deutschland seit Jahren kontinuierlich und liegt mittlerweile bei über 25 Prozent 1). Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. reagiert mit der Vergrößerung des Bemessungsfahrzeugs für Pkw, demzufolge sich auch die Abmessungen standardgerecht angelegter Parkplätzen vergrößern. Drittens kommen mehr Autos auf die Straßen und die Pkw-Dichte (Pkw pro 1000 Einwohner) steigt weiterhin an: allein im letzten Jahrzehnt von 2010 bis 2019 war es ein Anstieg von circa zwölf Prozent 2).

Quellen:

1)  https://de.statista.com/infografik/19572/anzahl-der-neuzulassungen-von-suv-in-deutschland/

2) https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/09/PD20_N055_461.html

 

Wie kommt es zu dem neuen Begriff „Feinmobilität“?

Es bestand Bedarf an einer Bezeichnung für die gesamte Bandbreite an Bewegungsmitteln im Spektrum „zwischen Schuh und Auto“. Ausgehend von einer nahezu stufenlosen Körnung von Bewegungsmitteln von „fein“ bis „grob“ wurde definiert, welcher Teil aus dem Gesamtspektrum als fein gelten kann. 
Zur Benennung schieden existierende Begriffe aus, mit denen gewöhnlich nur eine Teilmenge von Produkten in diesem Spektrum bezeichnet werden: Mikromobilität zum Beispiel, weil darunter überwiegend Elektro-Kleinstfahrzeuge bezeichnet werden; oder Leichtfahrzeuge, weil der Begriff in der Regel auf Elektromobile und speziell Fahrzeuge der EG-Fahrzeugklasse „L“ angewandt wird.

 

Gehen nicht viele Elemente des Konzepts der Feinmobilität an den bestehenden Fahrzeugeinteilungen und am bestehenden Rechtsrahmen vorbei?

Die Partner der Initiative Feinmobilität sagen: Wir sind mit der Idee angetreten, einen frischen Blick auf die Gegebenheiten zu werfen und einen innovativen Ansatz zu entwickeln. Kreativität und Innovation wären nicht möglich, wenn wir uns von vornherein in das Korsett bestehender zulassungsrechtlicher und straßenverkehrsrechtlicher Kategorien einengen würden. Wir wollen bewusst konzeptionelles und rechtliches Neuland betreten. Der Ansatz steht nicht im Kontrast zu bisherigen Regelungen, sondern ergänzt diese und zeigt Verbindendes aller Verkehrsmittel auf.

 

Was war der Anlass zur Entwicklung der G-Klassifikation?

Immer mehr Kommunen betreiben Parkflächenmanagement und möchten Parkplätze im öffentlichen Raum angemessen bepreisen; dies aus Gründen der Parkraumeffizienz und der Flächengerechtigkeit. Sie suchen nach Formeln, nach denen die Raumnahme und auch das Gewicht in die Gebührenstaffelung eingehen können. Der Bedarf an einem standardisierten Handwerkszeug war offenkundig.

 

Soll die Fahrzeuggrößen-Klassifikation die existierende EG-Klassifizierung von Kraftfahrzeugen bzw. die Fahrzeugsegmentierungen von Europäischer Kommission und Kraftfahrtbundesamt ersetzen?

Nein, die G-Klassifikation wird zusätzlich neben die bereits bestehenden Klassifizierungen treten und neue Anwendungsbereiche erschließen.

 

Warum brauchen wir neben den bestehen Fahrzeugkategorisierungen eine neue Klassifikation nach Fahrzeuggröße?

Die bestehenden Segmentierungen der Europäischen Kommission und des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) sowie die EG-Klassifizierung taugen nicht zur Definition und Förderung der Feinmobilität, da sie sich nicht auf alle bodengebundenen Bewegungsmittel erstrecken und auch Fahrzeugmerkmale erfassen, die für die Definition von Feinmobilität unerheblich sind. Ferner sind ihre Kriterien nicht auf die Erhöhung von Stadt- und Lebensqualität sowie mehr Umwelt- und Klimaschutz und auch nicht auf die (stadt-)räumlichen und ökologischen Wirkungen ausgerichtet. Die neue Fahrzeuggrößen-Klassifikation unterstützt insbesondere Anwendungen, die auf Stadtraum- und Lebensqualität sowie Umwelt- und Klimaschutz gerichtet sind.

 

Warum werden in die Fahrzeuggrößen-Klassifikation Bewegungsmittel einbezogen, die rechtlich Nicht-Fahrzeuge oder Mobilitätshilfen (Krankenfahrstühle) sind bzw. die nicht zum Betrieb auf öffentlichen Straßen zugelassen sind?

Die Klassifikation erstreckt sich auf das gesamte Spektrum von bodengebundenen Bewegungsmitteln, also Fahrzeugen und Mobilitätshilfen mit Rädern oder Rollen („Räderwelt“). Die Initiative Feinmobilität hat die Anwendung bisher primär auf Personenfahrzeuge des Individualverkehrs und leichte Güterfahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 3,5 Tonnen beschränkt; auch sind Wasser-, Schnee- und Luftfahrzeuge einstweilen ausgeklammert. Dies nicht, weil diese Bewegungsmittel nicht relevant wären, sondern um die Arbeit nicht zu überfrachten. Dies schließt nicht aus, dass diese Bewegungsmittel in späteren Arbeitsphasen einbezogen werden.

 

Warum werden sieben Größenklassen gebildet und nicht weniger oder mehr?

Sieben Klassen sind eine geeignete Anzahl von Kategorien für die Einteilung der Räderwelt nach ihrer Größe (G). Die Unterscheidung ist hinreichend differenziert, aber nicht zu komplex, um das breite Spektrum an Bewegungsmitteln zwischen Schuh und Auto unterteilbar und damit handhabbar zu machen.

 

Warum sind die Größenklassen mit XXS, XS, S, M, L, XL und XXL benannt?

Diese Benennung ist eingeführt, allgemein bekannt und wird intuitiv verstanden. Die Bezeichnungen S (small), M (middle) und L (large), durch die Prädikate X (extra) und XX (extra extra) um noch kleinere bzw. noch größere Kategorien ergänzt, sind in der Produktwelt häufig anzutreffen, so beispielsweise als Konfektionsgrößen bei Bekleidung, Smartphone-Modellen, Fast-Food-Portionen u.a., um verschiedene Größen zu kennzeichnen.

 

Bezweckt die Fahrzeuggrößen-Klassifikation eine Diskriminierung von großen Autos?

Die Größenklassen beruhen ausschließlich auf den objektiven Abmessungen und sind damit wertneutral. Da die Klassifikation auf alle Bewegungsmittel, d.h. Fahrzeuge und Mobilitätshilfen, unabhängig von ihrer heutigen zulassungs- bzw. straßenverkehrsrechtlichen Einstufung angewandt wird, wird keine Produktgruppe aus subjektiven, ideologischen oder interessensbezogenen Gründen bevorzugt oder benachteiligt.

 

Was ist der Unterschied zwischen Feinmobilität und Mikromobilität?

Feinmobilität umfasst Mobilität zu Fuß und mit Bewegungsmitteln in der Bandbreite „zwischen Schuh und Auto“. Unter Mikromobilität wird weithin, so auch vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Mobilität mit Elektrokleinstfahrzeugen verstanden; diese bilden nur eines von mehreren Untersegmenten der Feinmobilität. Einzelne Protagonisten der Mikromobilität versuchen, diesen Begriff auch auf Fahrräder, Lastenräder, leichte Elektrofahrzeuge bis hin zu elektrischen Minicars auszudehnen, was angesichts der verkleinernden Bedeutung des Präfix “Mikro“ (= ein Millionstel) dazu tendiert, die Feinmobilität zu marginalisieren.

 

Bedeutet die Klassifizierung Nachteile für Fahrzeuge, die aus praktikablen Gründen eine erhebliche Größe haben (Müllfahrzeuge, Krankenwagen, Handwerkssprinter, Lieferdienste etc.)?

Nein, denn die Klassifikation bietet nur eine Information über die Größenklasse, in die ein Fahrzeug fällt. Ob und welche Regelungen (Beschränkungen, Bepreisung) hierauf aufsetzen, bleibt den jeweiligen regelsetzenden Stellen vorbehalten. Aber auch wo eine Zufahrtsbeschränkung für große Fahrzeuge der Klassen XL oder XXL gelten sollte, ist es möglich, dass für sogenannte Anlieger und gesellschaftlich wichtige Dienste Ausnahmeregelungen gelten. Dies unterscheidet sich nicht vom bisherigen Status Quo.


Kann eine Organisation förmlich Unterstützer bzw. Mitträger der Fahrzeuggrößen-Klassifikation werden?

Eine Fachinstitution, ein Fachgremium oder ein Fachverband kann sich der Initiative Feinmobilität nominell anschließen und sich mit Namen und Logo hinter das Konzept der Fahrzeuggrößen-Klassifikation stellen. Dazu erbitten wir Kontaktaufnahme unter Initiative Feinmobilität <info@feinmobilitaet.de>.

 

 

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